Gemeinschaftsleistung in 4.140 ehrenamtlichen Arbeitsstunden
Seit 1963 nutzen wir die Räume in der heutigen Otto-Schuster-Straße 23. Im Obergeschoss ist das Vereinsheim des Albvereins mit Aufenthaltsraum und Küche untergebracht. Für größere Veranstaltungen und Breitensport, früher auch für Volkstanz- und Übungsabende und Unternehmungen mit unseren Kinder- und Jugendgruppen, steht die Halle zur Verfügung. Diese teilen wir schon immer mit dem Schulsport und dem im selben Gebäude untergebrachten Radsportverein.
Im Jahr 2001 kam das große Erschrecken. Im Rahmen einer Untersuchung wurde die Halle aus statischen Gründen für nicht mehr verkehrssicher erklärt. Die Hallenseitenwände würden nach außen drücken, weshalb als Ersatzmaßnahme seitlich provisorische Stützen angebracht wurden. Die Stadtverwaltung eröffnete dann zwei Jahre später den beiden Nutzern Albverein und Radsportverein – die Grundschule war wegen des schlechten Hallenzustands nicht mehr dabei -, dass das Gebäude von deren Seite aus nicht mehr weiter erhalten werde und eine Nutzung nur noch bis Herbst 2003 erfolgen könne. Umgehend entstand eine Interessensgemeinschaft zwischen unserer Albvereins-Ortsgruppe und dem Radsportverein Nellingen. Da unter den wenigen Vorschlägen für Ausweichquartiere keine akzeptable Lösung zu finden waren – für den Radsportverein drohte sogar eine räumliche Trennung von Trainingsfläche und Vereinsheim -, wurde die Idee aufgegriffen, das Gebäude gemeinsam selbst zu sanieren und damit zu erhalten. Die damalige Ortsgruppenvorsitzende (Vetrauensfrau) Renate Metzger machte deutlich, dass ein solches Vorhaben fachlich von ihr nicht begleitet werden könne. In der Hauptversammlung am 21. März 2003 wurde deshalb Günter Hermann als ihr Nachfolger gewählt.
Zunächst wurde dem Vorschlag eines auf Fachwerkgebäude spezialisierten Statikers zur Anhebung und Stabilisierung des Fachwerks nachgegangen. Dipl-Ing.(FH) Architekt Gerhard Aichele machte hierzu jedoch einen Gegenvorschlag. Für etwa dieselben Kosten zeigte er auf, wie der mittlere Gebäudeteil (Halle) abgerissen und mit niedrigerer Firsthöhe wieder neu aufgebaut werden könne. Gleichzeitig sollte dann das Gesamtgebäude mit einem neuen Dach versehen und eine Wärmedämmung vorgenommen werden. Eine neue Zentralheizung sah dieser Plan ebenfalls vor. Dieses Konzept ermöglichte zudem sehr viele Eigenleistungen.
Stadtverwaltung und Gemeinderat ließen sich von diesem Vorhaben überzeugen und stellten in Aussicht, das Gebäude dem Albverein und dem Radsportverein gemeinschaftlich als Erbbaurecht zu überlassen und einen Investitionskostenzuschuss zu geben. Nachdem die beiden Vereine in einer außerordentlichen Hauptversammlung dem Vorschlag von Gerhard Aichele zugestimmt wurde und die Stadt Ostfildern im Rahmen eines bis 31.12.2053 laufenden Erbbaurechtsvertrages das Gebäude kostenlos abgab, war der Weg geebnet. Eine Eigentümergemeinschaft zwischen Albverein und Radsportverein wurde als Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Die erforderlichen finanziellen Mittel in Höhe von knapp 170.000 Euro wurden neben dem Zuschuss der Stadt aus Rücklagen und Spenden von beiden Vereinen als Darlehen eingebracht.
Am 05. März 2004 fand dann in der Halle noch eine Abriss-Party statt, die von der Albvereins-Jugendgruppe organisiert wurde und an der etwa 400 Party-Gäste teilnehmen. Am darauffolgenden Tag luden dann beide Vereine zu einer Hocketse ein, bei der den Mitgliedern und Nachbarn die vorgesehenen Baumaßnahmen nochmals erläutert wurden und um tatkräftige Mithilfe gebeten wurde.
In erfassten 4.140 ehrenamtlichen Arbeitsstunden durch Mitglieder beider Vereine entstand unter Einhaltung der geplanten Kosten dann das, was wir heute unser Eigen nennen. Albverein und Radsportverein sind je zur Hälfte Eigentümer des Gesamtgebäudes. Am 04- / 05. September 2004 wurde das „neue“ Objekt wieder eingeweiht. Durch diese gemeinsame Leistung haben beide Vereine eine enorme Anerkennung in der Öffentlichkeit gefunden. Auch die Grundschulklassen aus der Klosterhofschule fanden wieder ihre Sportstätte in der Halle Otto-Schuster-Straße 23, die sie Jahre zuvor wegen des unbefriedigenden Zustandes verlassen hatten.
Es ist enorm, was die Mitglieder durch eigene Hände und Spenden hierfür und natürlich auch für die Zukunft ihrer Vereine erbracht haben. Darüber hinaus entstand ein Miteinander und eine gute Freundschaft unter beiden Vereinen.
Um den Unterhalt und die Instandhaltung des Objektes zu gewährleisten, findet nun seit 2004 das schon Jahrzehnte zuvor vom Radsportverein ins Leben gerufene „Schlachtfeste zur Nellinger Kirbe“ als gemeinsame Veranstaltung statt.